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Washingtonia robusta auch Washington-Palme

Palmen überwintern im Freien: 3 Methoden für ausgepflanzte Palmen

Palmen in Freilandhaltung kennt man vor allem aus den Tropen und Subtropen, eher weniger aus Deutschland. Dennoch zeigen Erfahrungswerte der letzten zehn bis zwanzig Jahre, dass eine ganzjährige Freilandkultur von Palmen auch hierzulande keine Seltenheit mehr ist. Doch nicht jede Art eignet sich für eine Pflanzung und insbesondere eine Überwinterung im Freien. Ob und wie eine Palmenart im Garten überwintern kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.

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Beispiele für Palmenarten

Winterharte Arten

  • Mazari-Palme ‚Nannorrhops ritchiana‘ bis – 26 °C
  • Nadelpalme ‚Rhapidophyllum hystix‘  bis – 25 °C
  • Zwerg-Palmettopalme ‚Sabal minor‘ bis – 24 °C
  • Chinesische Hanfpalme ‚Trachycarpus fortunei‘ bis – 17 °C
  • Zwergpalme ‚Chamaerops humilis‘ bis – 14 °C
  • Blaue Hesperidenpalme ‚Brahea Armata‘ bis – 10 °C
  • Felsenpalme ‚Brahea dulcis‘ bis – 8 °C
Trachycarpus-fortunei
Chinesische Hanfpalme ‚Trachycarpus fortunei‘

Nicht winterharte Arten

  • Bambuspalme ‚Chamaedorea seifrizii‘
  • Bergpalme ‚Chamaedorea‘
  • Dreieckspalme ‚Dypsis decaryi‘
  • Kentia Palme ‚Howea‘
  • Dattelpalme ‚Phoenix‘
Phoenix-Palme im Garten
Dattelpalme ‚Phoenix‘

Grundlegende Maßnahmen für den Winterschutz

Wurzelbereich schützen

Je rauer die Lage, desto aufwendiger sind auch die Schutzmaßnahmen für den Wurzelbereich. Den kann man bereits bei der Pflanzung auf den Winter vorbereiten, indem man beispielsweise im Wurzelbereich ein geeignetes Heizkabel verlegt.

  •  Geeignet sind u.a. Heizkabel für Wasserleitungen oder Dachrinnen
  •  Diese verfügen in der Regel über ein Steuergerät mit Temperaturfühler
  •  Steuergerät springt an, sobald die Temperaturen unter 5 °C  fallen
  •  Gefahr einer Überhitzung soll nicht gegeben sein
  •  Zur Installation des Kabels, Pflanzloch entsprechend vorbereiten
  •  Senkrechte Wände der Pflanzgrube mit mindestens 5 cm dicken Styroporplatten  auskleiden
  •  Boden bleibt komplett frei
  •  Auf den Styroporplatten das Heizkabel befestigen
  •  Anschließend mit gut wasserdurchlässiger Erde auffüllen
  •  Wurzelbereich zusätzlich mit Rindenmulch, Laub, Stroh oder Tannenreisig abdecken

Tipp: Ob man den ganzen Aufwand zum Überwintern auf sich nehmen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Nicht jedes Klima eignet sich für eine ganzjährige Freilandkultur von Palmen, und ein noch stärkerer Winterschutz käme schon einem beheizten Gewächshaus gleich.

Frostempfindlichkeit ausgepflanzter Palmen

Auch wenn eine ganzjährige Kultur im Freien hierzulande keine gängige Praxis ist, kann sie unter bestimmten Voraussetzungen durchaus gelingen. Das setzt natürlich voraus, dass man sich für ausreichend winterharte Arten entscheidet. Grundsätzlich ist die Frosthärte genetisch vorgegeben und kann innerhalb ein und derselben Art von Exemplar zu Exemplar leicht variieren.

Dabei reagieren Wurzelbereich und nicht ausgereiftes, im Wachstum befindliches Pflanzengewebe am empfindlichsten auf Frost. Folglich muss der Winterschutz den vorherrschenden klimatischen Verhältnissen angepasst werden, um diese attraktiven Gewächse sicher über die kalte Jahreszeit zu bringen. Neben der Art, spielen die Standortbedingungen, das Alter der Palme sowie Dauer und Intensität einer Frostperiode bei der Frosthärte bzw. beim Überwintern eine wichtige Rolle.

Auf optimale Standortbedingungen achten

Jede Palmenart stellt ihre ganz individuellen Ansprüchen an einen Standort im Freien, sprich an Temperatur, Lichtverhältnisse, Wasser- und Nährstoffangebot. Licht und Temperatur sind dabei nicht voneinander zu trennen, denn mit zunehmender Sonneneinstrahlung erhöht sich auch das Temperaturniveau. Optimaler Winterschutz beginnt schon mit der Pflanzung. Hier sind sowohl die Bedingungen im Sommer als auch im Winter zu berücksichtigen, denn in jedem Garten gibt es kältere und wärmere Bereiche.

  •  Wärmere Bereiche im Garten, den empfindlichsten Palmenarten überlassen
  •  Starker Wind, Starkregen und Schneefälle, oft Ursache für Blattschäden
  •  Palmen naturgemäß sehr wärmebedürftig
  •  Bevorzugen im Freien ganzjährig einen sonnigen Standort
  •  Während des Wachstums, Temperaturen von mindestens 10-18 °C und maximal 20-30 °C
  •  Das erleichtert die Regeneration nach Frostschäden
  •  Weitere wichtige Faktoren sind Boden- und Luftfeuchte
  •  Feuchte Luft hinterlässt Eiskristalle auf den Blättern
  •  Diese Eiskristalle mindern Frosttoleranz
  •  Zu feuchter Boden kann Palmen nachhaltig schädigen
  •  Ganzjährig geschützte Standorte mit durchlässigem Boden optimal zum Überwintern
Phoenix canariensis, Kanarische Dattelpalme
Phoenix canariensis, Kanarische Dattelpalme

Alter der Palme berücksichtigen

Junge und frisch ausgepflanzte Palmen sind wesentlich empfindlicher gegenüber Frost als ältere, vor allem bei anhaltenden, starken Frösten. Deshalb benötigen sie etwas mehr Schutz zum Überwintern. Besonders empfindlich sind die Wurzeln. Die reichen bei jungen Palmen noch nicht so tief in den Boden und könnten im ungünstigsten Fall komplett erfrieren. Folglich können sie weder Wasser aufnehmen noch transportieren, die Palme vertrocknet. Palmen verdunsten aufgrund ihrer großen Blattfläche auch im Winter Wasser und sind so auch in der kalten Jahreszeit auf eine funktionierende Wasserzufuhr angewiesen. Ältere Exemplare sind wesentlich unempfindlicher.

Dauer und Intensität der Frostperiode

Kurze Phasen mit Frost überstehen die meisten im Freien ausgepflanzten Palmen relativ problemlos. Allerdings reagiert nicht jede Palmenart gleich auf Frost und jede Art hat ihre eigene Frostgrenze. Während einige einen starken Winterschutz benötigen, kommen andere sehr gut mit Kälte und Minusgraden zurecht. Bei ausgepflanzten Palmen ist in den meisten Fällen erst bei längeren Frostperioden ein entsprechender Schutz zum Überwintern empfehlenswert.

Winterschutz nicht zu früh anbringen

Nicht ausgereiftes Pflanzengewebe ist besonders frostempfindlich. Aus diesem Grunde ist es wichtig, ab August das Düngen einzustellen, sodass das Gewebe vor den ersten Frösten ausgereift und somit widerstandsfähiger ist. Beim Winterschutz ist weniger oft mehr. Um die Pflanzen auf das Überwintern vorzubereiten, sollte man sie langsam an kältere Temperaturen gewöhnen.

Das kann man tun, indem man darauf achtet, sie nicht zu früh bzw. nicht schon bei leichten Nachtfrösten, einzupacken. Eine zu frühe Abdeckung würde dazu führen, dass die Frosttoleranz der Pflanze nur mangelhaft ist, was wiederum ihre Frostanfälligkeit deutlich erhöht. Jede Winterschutzmaßnahme bedeutet eine Beeinträchtigung, die der Pflanze im ungünstigsten Falle eher schaden als nützen kann. Dennoch sollte man die Frosthärte einer Palme nicht ausreizen, das könnte massive Frostschäden im Frühjahr zur Folge haben.

Umso wichtiger ist es, den richtigen Zeitpunkt zum Anbringen des Winterschutzes abzupassen. Sobald sich die Außentemperaturen bis auf + 5 °C der jeweiligen Toleranzgrenze der Palme nähern, ist es Zeit den Winterschutz anzubringen. Wenn also eine Palmenart Temperaturen zwischen minus 12 °C und minus 17 °C verträgt, sollte sie ab einer Temperatur von minus 7 °C geschützt werden. Je nach Frosthärte der einzelnen Palmenart kann mehr oder weniger Schutz erforderlich sein.

Methoden zum Überwintern ausgepflanzter Palmen

In milden Lagen

  •  In wintermilden Gegenden leichter Frostschutz meist ausreichend
  •  Kündigt sich Frost an, die Blätter an unterschiedlichen Stellen locker zusammenbinden
  •  Zum Binden vorzugsweise Kokos- oder Sisalschnur verwenden
  •  Zusammenbinden schützt insbesondere das Herz der Pflanze
  •  Draht zum Binden ungeeignet, er könnte in die Blätter einschneiden
  •  Blätter nicht zu dicht binden
  •  Belüftung zwischen den Wedeln muss gegeben sein
  •  Das beugt Fäulnis und Schimmelbildung vor
  •  Junge Pflanzen zusätzlich mit einem Vlies schützen
  •  Vlies um Blätter und Stamm (falls vorhanden) wickeln

Bei älteren Exemplaren kann in wintermilden Regionen auf diesen zusätzlichen Schutz verzichtet werden. An wärmeren frostfreien Tagen ist es ratsam, die Umwicklung zu öffnen, sodass Licht ins Innere gelangen und mögliches Kondenswasser verdunsten kann. Um den Wurzelbereich ausreichend zu schützen, deckt man ihn großflächig mit einer dicken Schicht Mulch, trockenem Laub oder Stroh ab.

Washingtonia robusta, Petticoat-Palme richtig pflegen
Washingtonia robusta

Tipp: Schnee auf den Wedeln hat generell eine isolierende Wirkung. Dennoch kann sein Gewicht dazu führen, dass die Wedel abknicken, weshalb man ihn sicherheitshalber von der Pflanze abschütteln sollte.

In Lagen mit mittelstarken Frösten

Um in kühleren Regionen zu überwintern, bindet man wieder die Wedel mit entsprechenden Schnüren locker zusammen. Den Raum zwischen den Wedeln kann man mit trockenem Laub oder Stroh ausfüllen, um so das Herz noch besser zu schützen. Das bloße Zusammenbinden reicht aber nicht aus, die Blätter müssen zusätzlich mit einem luftdurchlässigen Frostschutzvlies, Schilf- oder Bambusmatten umwickelt werden. Das Ganze wird wieder locker fixiert. Je nach Palmenart sollte diese Umwicklung auch das obere Stammende abdecken. An mehreren aufeinanderfolgenden Tagen ohne Frost sollte die Ummantelung geöffnet bzw. entfernt und die Pflanze belüftet werden.

In Regionen mit starkem Frost

In Gebieten mit andauernd starkem Frost ist das Überwintern einer ausgepflanzten Palme nur mit relativ großem Aufwand möglich. Mit Ummanteln und Abdecken allein ist es hier nicht getan. Ein temporärer Schutzbau, den man sich beispielsweise aus ein paar Holzpfosten und Styropor selber bauen kann, kann ausreichend Schutz bieten. Sinnvoll ist er insbesondere für Exemplare, die nicht höher als 2,40 m sind.

Man benötigt vier stabile Holzpfosten, die um die Palme herum in den Boden geschlagen werden. Das geht am einfachsten, wenn man sie vorher etwas anspitzt. Die oberen Enden werden mit entsprechend langen Brettern verbunden. An diesem Gerüst werden dann rundum Hartschaumplatten (Styropor oder Styrodur) verschraubt. Die Platte auf dem Dach legt man nur lose auf und beschwert sie mit Steinen oder Ähnlichem. Verwendet man zum Befestigen der Platten, insbesondere auf der Südseite, handelsüblichen Flügelschrauben, lassen sie sich leichter lösen, wenn man die Konstruktion bei schönem Wetter ein Stück öffnen und das Ganze belüften möchte.

Tipp: Ganz gleich, um welche Art von Winterschutz es sich handelt, sobald kein Frost mehr zu erwarten ist, sollte er unverzüglich entfernt werden. Anderenfalls kann es unter der Abdeckung zu Pilzbefall und Fäulnis kommen.

Autor
Wenn Katharina nicht in der Küche steht, findet man sie meist in ihrem Garten. Dort tummeln sich neben zahlreichen Kürbissen viele weitere Gemüsesorten und Blümchen. Ihr Motto dabei: Hauptsache bunt und lecker!

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