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Steineibe, Podocarpus
Steineibe, Podocarpus

Eibe durch Stecklinge vermehren: Anleitung in 3 Schritten

Die in freier Natur selten gewordene Eibe (Taxus baccata) befindet sich auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und sollte daher verstärkt in Gärten gepflanzt werden – zumal es sich um ein ideales Hecken- und Formgehölz handelt. Eiben kommen auch an schwierigen Standorten sehr gut zurecht, sind absolut schnittverträglich und treiben selbst nach einem Radikalschnitt wieder aus. Außerdem lässt sich die EIbe  unkompliziert durch Stecklinge vermehren – wie, erfahren Sie im folgenden Artikel.

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Eibe durch Stecklinge vermehren

Wozu sich die Mühe machen und die Eibe per Stecklinge vermehren, wenn man auch einfach die unter erwachsenen Bäumen oft reichlich zu findenden Sämlinge ausgraben und am gewünschten Standort wieder anpflanzen kann? Diese Form der Vermehrung ist zwar praktisch, aber nicht immer sinnvoll. Denn Sämlinge tragen stets das Erbgut beider Elternteile in sich und sind daher nicht sortenrein. Wer also eine bestimmte Sorte wie etwa die Säuleneibe (Taxus baccata ‚Fastigiata‘), die niedrig bleibende Kisseneibe (Taxus baccata ‚Repandens‘) oder eine Varietät mit gelben Nadeln (Taxus baccata ‚Fastigiata Aureomarginata‘) gewinnen will, sollte auf die vegetative Vermehrung zurückgreifen. Hierbei haben die gewonnenen Jungpflanzen exakt dieselben Eigenschaften wie ihre Mutterpflanze, so dass Überraschungen ausgeschlossen sind und die geplante Hecke ein gleichmäßiges Äußeres erhält.

Allerdings hat die Stecklingsvermehrung einen Nachteil: Eiben wachsen mit durchschnittlich zehn bis 15 Zentimetern Zuwachs pro Jahr sehr langsam, weshalb die Pflanzen auch beim Bewurzeln viel Zeit benötigen. Zwischen einem halben bis zu einem Jahr dauert es, bis die Stecklinge der Eibe eigene Wurzeln ausgebildet haben und neue Triebe sprießen. Für Sie als Gärtner bedeutet das: Sie brauchen viel Geduld, um die gewünschte Anzahl an Jungeiben zu erhalten.

Cephalotaxus, Kopfeiben
Cephalotaxus, Kopfeiben

Hinweis: Eibensorten mit grünen Nadeln sind grundsätzlich leichter zu bewurzeln als solche mit gelber Färbung. Von letzteren müssen Sie mehr Triebe schneiden, da sich nicht alle entwickeln.

Auswahl der Stecklinge

Des Weiteren benötigen Sie zum Schneiden geeigneter Triebe erst einmal einen erwachsenen Baum. Eiben sind sowohl in der Natur als auch im Garten selten und deshalb nicht einfach zu finden. Außerdem eignen sich nur gesunde Exemplare zur Vermehrung, da bei der Stecklingsvermehrung – bei der es sich im Grunde um eine Form des Klonens handelt – neben den gewünschten natürlich auch unerwünschte Eigenschaften wie beispielsweise Krankheiten auf die Nachkommenschaft übertragen werden. Die ausgewählte Mutterpflanze sollte also

  • einen gesunden Eindruck machen
  • ein kräftiges, arttypisches Wachstum aufweisen
  • kräftig gefärbte Nadeln besitzen
  • diese dürfen keine Flecken haben
  • oder braun/ vertrocknet sein
  • keine Schädlinge an sich haben

Tipp: Dabei ist es unerheblich, ob Sie die Stecklinge von einem weiblichen oder einem männlichen Baum schneiden. Eiben sind in der Regel zweihäusig, d. h. getrenntgeschlechtlich. Die bekannten roten Früchte entwickeln sich dabei nur auf weiblichen Exemplaren.

Eibe mit Stecklingen vermehren: Anleitung

Haben Sie eine geeignete Eibe gefunden, schneiden Sie die gewünschte Anzahl an Trieben am besten im Frühsommer. Zwischen Ende Mai und Ende Juni ist der richtige Zeitpunkt, um das Vorhaben umzusetzen. Gehen Sie dabei am besten wie folgt vor:

1. Triebe schneiden und vorbereiten

  • gewünschte Anzahl festlegen
  • möglichst zwei- bis dreijährige Triebe auswählen
  • scharfe und desinfizierte Gartenschere verwenden
  • unbedingt Gartenhandschuhe tragen: Eibe ist stark giftig
  • 15 bis 30 Zentimeter lang
  • Seitentriebe und Nadeln im unteren Bereich entfernen
  • Pflanzstelle sollte je nach Länge des Stecklings zwischen fünf und sieben Zentimeter lang sein
  • weitere Seitentriebe um die Hälfte einkürzen
  • ebenso die Triebspitze

2. Stecklinge einpflanzen und pflegen

Nun haben Sie mehrere Möglichkeiten, die so vorbereiteten Triebe zu bewurzeln.

a) Anzucht im Topf

  • mehrere kleine Anzuchttöpfe reinigen und bereitstellen
  • mit Anzuchterde füllen
  • Eibenstecklinge einzeln einpflanzen
  • Substrat gleichmäßig feucht halten
  • Nässe vermeiden, nicht düngen
  • abgeschnittene PET-Flasche überstülpen oder mit Klarsichtfolie abdecken
  • an einen warmen und hellen Ort stellen
  • darf nicht direkt sonnig sein
  • täglich lüften
  • kühl und hell überwintern
  • im nächsten Frühjahr auspflanzen oder in geeignetes Substrat umtopfen

b) Direktes Auspflanzen

Allerdings müssen Sie die Stecklinge der Eibe nicht unbedingt in Töpfen vorziehen, sondern können Sie auch gleich an den gewünschten Standort im Garten pflanzen: Wählen Sie hierzu eine im hellen Schatten gelegene, windgeschützte Stelle mit sandig-humosem und leicht feuchtem Boden aus. Alternativ lassen sich die kleinen Pflänzchen auch an einem geeigneten Platz heranziehen und im darauffolgenden Frühjahr oder Herbst – je nachdem, wie schnell die Stecklinge bewurzeln – an den gewünschten Standort gepflanzt werden. Schützen Sie die Jungpflanzen im Winter gegebenenfalls durch eine Reisigabdeckung vor Frost, Nässe oder Schnee.

Taxus baccata, Europäische Eibe
Taxus baccata, Europäische Eibe

Bewurzelung im Wasserglas

Insbesondere zur Weihnachtszeit stellt sich so mancher gern einen Strauß Eibenzweige in die Vase. Auch diese bewurzeln sich so manches Mal, sofern Sie täglich das Wasser wechseln und das Gefäß an einen warmen und hellen Standort stellen. Diese kleinen Eiben pflanzen Sie im Frühjahr entweder direkt an den vorgesehenen Standort oder in einen mit nährstoffreicher, humoser Erde gefüllten Pflanztopf.

Pflege der jungen Eibe

Während für die Bewurzelung ein stets leicht feuchtes Substrat wichtig ist, dürfen Stecklinge nicht gedüngt werden – die Eibe könnte die Nährstoffe aufgrund der fehlenden Wurzeln ohnehin nicht aufnehmen. Daher ist eine Düngung erst dann sinnvoll, wenn die jungen Pflanzen erste neue Triebe entwickeln und somit die erfolgreiche Ausbildung kräftiger Wurzeln zeigen. Hierbei genügt eine jährliche Kompostgabe, die im zeitigen Frühjahr erfolgt. Auch mit dem Schneiden sollten Sie noch etwa zwei bis drei Jahre warten, bis die Bäumchen kräftig im Wachstum zugelegt hat. Ein zu früher Schnitt würde sie schwächen und in ihrer Entwicklung stark beeinträchtigen.

Autor
Wenn Katharina nicht in der Küche steht, findet man sie meist in ihrem Garten. Dort tummeln sich neben zahlreichen Kürbissen viele weitere Gemüsesorten und Blümchen. Ihr Motto dabei: Hauptsache bunt und lecker!

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